In der von Prof. Dr. Werner Gamerith moderierten Diskussionsrunde nahm sich Prof. Dr. Dr. Töpfer zwei Stunden lang Zeit, um seinen Werdegang, die Entwicklung des Umweltschutzes in Deutschland wie in der Welt und aktuelle klimapolitische Fragen mit den Studierenden zu erörtern. Töpfer berichtete von einer langen, abwechslungsreichen Tätigkeit auf nationaler und internationaler Ebene: Als erster Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Kabinett Kohl ab 1987 setzte er wesentliche Impulse für die deutsche Umweltpolitik, ehe er nach acht weiteren Jahren im Bundestag 1998 zum besagten Direktor des UNEP und zum Unter-Generalsekretär ernannt wurde. Seine Zeit in Kenia beschrieb Töpfer als besonders prägend, wurden ihm doch hier globale Abhängigkeiten und die Notwendigkeit der Entschädigung der vom Klimawandel stark betroffenen Länder des Globalen Südens deutlich aufgezeigt. In diesem Zusammenhang kam die Diskussion auch auf den „loss and damage fund” zu sprechen, der auf der jüngsten Klimakonferenz im November beschlossen wurde.
Engagiert plädierte Töpfer in der Diskussionsrunde dafür, den Leitsatz „Follow the Science” kritisch zu reflektieren. Der politische Diskurs und der demokratische Willensbildungsprozess müssten die Auseinandersetzung mit globalen Umweltveränderungen bestimmen. Die Vorläufigkeit gegenwärtigen Wissens thematisierte Töpfer mit Blick auf die Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschland: Das Nationale Begleitgremium zur Entsorgung hochradioaktiver Abfallstoffe, an dem er von 2016 bis 2020 in leitender Position beteiligt war, spricht sich dafür aus, radioaktiven Abfall rückholbar zu lagern, da sich zum jetzigen Zeitpunkt gültige wissenschaftliche Erkenntnisse zukünftig als falsch erweisen könnten. Diese „Vorläufigkeit“ von Wissen sei auf alle Felder der Wissenschaft übertragbar.
Gefragt nach seiner Haltung zu den gegenwärtigen Klimastreiks junger Aktivistinnen und Aktivisten der sogenannten „Letzten Generation” argumentierte Töpfer, dass durch Wut und Zerstörung keine Besserung erreicht werde, richtete aber gleichzeitig den eindringlichen Appell an die Studierenden, sich stattdessen politisch zu engagieren, um wegweisende und drängende Entscheidungen deutscher Umweltpolitik selbst aktiv mitgestalten zu können.