Sein gegenwärtiges Projekt zu Gletschern beruht auf seinem Interesse an Visueller Kultur und Medienökologie. Überlegungen zu einem medialen Kompensieren von historisch sich wandelnden technischen Alltagsgewohnheiten prägten bereits seine Dissertation "Analoge Nostalgie in der digitalen Medienkultur" (2017). Das unumkehrbare Verschwinden der Gletscher aufgrund der Erderwärmung wiederum ist kaum zu kompensieren, wenn die Natur dauerhaft durch den Menschen verändert wird. Die Frage, welche Rolle dabei Medientechnik spielt, impliziert zum Abschluss der Vortragsreihe nach der Biologie und Soziologie eine dritte Querperspektive aus der Medienkulturwissenschaft.
In seinem Vortrag begreift Herr Dr. Schrey die tauenden Gletscher als zentrale „visuelle Kronzeugen des Klimawandels“ (Birgit Schneider), denn sie verleihen dem "Anthropozän" jene sinnlich-sichtbare Evidenz, die diagrammatischen Visualisierungen von Statistiken weitgehend fehlt. Auch das Gletscherschmelzen ist uns in der Regel aber nur medial vermittelt zugänglich. Ausgehend von der Frage, wie Alpengletscher und die Tatsache ihres Schwindens im doppelten Sinn ästhetisch werden, werden aus medienwissenschaftlicher Perspektive verschiedene historische Vermessungsregime beleuchtet, die Materialität und Temporalität der Gletscher jeweils anders wahrnehmbar machen.