Québec-Bayern Forum 2025
„Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung – kulturspezifische und interkulturelle Perspektiven" „Développement durable et responsabilité sociale - perspectives culturelles et interculturelles"
3. Québec-Bayern Forum, Passau
Am 20. Mai 2025 fand an der Universität Passau das 3. Québec-Bayern Forum statt – eine interkulturelle Plattform für Austausch und Vernetzung zwischen Québec und Bayern. Organisiert vom Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation und unterstützt von der GKS, GLS Bank, AIEQ und Veranstaltungspool widmete sich die Veranstaltung dem hochaktuellen Thema „Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung – interkulturelle Perspektiven“.
In einem vielfältigen Programm mit Fachvorträgen, Praxisbeispielen und Diskussionsrunden diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aus Bayern und Québec innovative Ansätze für eine nachhaltige Zukunft. Themen wie postwachstumsorientierte Geographien, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Waldbrandbekämpfung, der „Econationalisme québécois“ oder unternehmerische Innovation für soziale Themen verdeutlichten, wie divers Perspektiven zu Nachhaltigkeit sein können.
Ein zentrales Ergebnis des Forums: Nachhaltigkeit gelingt nur im Zusammenspiel von ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung – und durch grenzüberschreitende Kooperation. Der lebendige Austausch eröffnete neue Perspektiven, inspirierte zu Reflexion und konkretem Handeln – ganz im Sinne des Mottos: „A world of crisis is a world of opportunities.“
Wir danken der GKS, der GLS Bank, der AIEQ sowie dem Veranstaltungspool für die großzügige finanzielle Unterstützung, die maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen hat.
Am 20. Mai 2025 fand an der Universität Passau das 3. Québec-Bayern Forum statt, das in diesem Jahr von der Gesellschaft für Kanada-Studien, der GLS Bank und der Association internationale des Études Québécoises sowie dem Veranstaltungspool der Universität Passau finanziell unterstützt wurde. Bei dieser vom Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation organisierten Veranstaltung handelt es sich um ein Format, das eine Plattform der Begegnung zwischen verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowohl aus Québec als auch aus Bayern schafft. Dadurch werden verschiedene Statusgruppen in Austausch gebracht, um ein zentrales Thema zu diskutieren, reflektieren und weiterzudenken. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Leitthema „Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung – interkulturelle Perspektiven“ – ein in der heutigen Welt höchst relevantes Thema.
Das Publikum aus Studierenden, Universitätsangehörigen und externen Gästen wurde zunächst von der Vizepräsidentin für Internationales der Universität Passau, Professorin Dr. Christina Hansen begrüßt. Anschließend begrüßte auch Organisator Professor Dr. Christoph Barmeyer (Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation, Universität Passau) die Anwesenden und führte in Folge durch das gesamte Programm. Er betonte die Relevanz der Veranstaltung, die sich in eine Reihe anderer Projekte der bayerisch-québecer Kooperation, die bereits seit über 35 Jahren besteht, einreiht.
Von Dr. Benedikt Miklós, Attaché für Politik, öffentliche Angelegenheiten und Kooperation bei der Vertretung der Regierung von Québec in München, wurde darauffolgend eine inhaltliche Einführung gegeben, die vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Allgemeinen aber auch den besonderen Québecer Bezug vorstellte. Auch die langjährige Kooperation in diesem Gebiet zwischen Bayern und Québec konnte anhand zahlreicher Beispiele, wie zum Beispiel Optel, CGI oder Brainbox.ai herausgestellt werden. Von Dr. Florence Gauzy-Krieger, Wissenschaftskoordinatorin bei der Bayerischen Forschungsallianz, wurde ein Überblick über die Vielfalt der Zusammenarbeit der beiden Regionen im akademischen Bereich gegeben. Insbesondere das übergreifende Thema Nachhaltigkeit findet sich hierbei in vielen der geförderten Felder und Projekte und zeigt damit die Relevanz dessen für beide Regionen.
Ein fachwissenschaftlicher Vortrag von Prof. Dr. Andreas Eberth und Cyprien Brabant der Professur für Geographie mit Schwerpunkt Bildung für Nachhaltige Entwicklung, leitete schließlich den inhaltlichen Hauptteil der Veranstaltung ein und eröffnete neue Perspektiven auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit. Der Beitrag, der sich auf alternative Nachhaltigkeitskonzepte wie post-growth geographies und degrowth fokussierte, regte intensive Diskussionen mit und im Publikum an. Eine konkrete Perspektive der Praxis eröffnete Martin Herkommer, Head of Sales bei Ororatech, der vorstellte, wie spezifische Satellitentechnologie und künstliche Intelligenz weltweit zur Bekämpfung von Waldbränden und anderen Großflächenbränden eingesetzt werden kann. Die Technologie wird in Québec intensiv eingesetzt, beispielsweise bei den großen Waldbränden im Jahr 2023 und verhinderte dabei noch weitläufigere Schäden. Die erste Kaffeepause wurde für eine interaktive Aktivität genutzt, bei der die Teilnehmenden ihren eigenen ökologischen Fußabdruck anhand einer Auswahl an Fragen berechnen konnten. Die Materialien dafür wurden großzügigerweise von der Hans-Lindner-Stiftung entliehen und bildeten die Basis für angeregte Diskussionen und Reflektion über eigenen Konsum, Lebensweise und Verhalten. Nach der Pause gab Anna Kolb, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des TZE (Technologiezentrum Energie) der Hochschule Landshut einen Überblick über internationale Wissenschaftskooperationen im Bereich der Energie, welche teilweise auch zusammen mit Québecer Institutionen durchgeführt werden. Charles Berthelet von der Université du Québec à Montréal gab dann einen Einblick zum „Econationalisme québecois“ und schaffte Verbindungen zwischen ökonomischem Nationalismus, der einzigartigen Québecer Identität und nachhaltiger Entwicklung in der frankophonen Provinz Kanadas. Zuletzt beschrieb die migrantische brasilianische Unternehmerin Maria Julia Guimaraes (TotumTech) in ihrem Vortrag ihre Einwanderungs- und Gründungsgeschichte nach Québec: Aufgrund eigener gesundheitlicher Herausforderungen entwickelte sie eine medizinisch-technologische Innovation (Sensorik und KI-unterstützter, wärmender Handschuh), welche neben dem direkten medizinischen Nutzen indirekt auch auf sozialer Ebene Einfluss hat und zu einer nachhaltigeren Gesellschaft beiträgt.
Eine tiefgehende Praxisperspektive boten die beiden abschließenden Table Rondes. Diese verbanden jeweils Unternehmertum sowie allgemeine Geschäftstätigkeit in Firmen mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung sowie den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Zu Unternehmertum und eigenen Erfahrungen mit Gründung im nachhaltigen und sozialen Umfeld sprachen im Rahmen der ersten Table Ronde Maria Julia Guimaraes (TotumTech), Michael Kriegel (Wild Campus / TH Rosenheim) und Melek Yildirim sowie Osman Nergiz (MedTip). In der zweiten Table Ronde gaben Dr. André Haller (CGI), Dr. Sebastian Öttl (WWF) und Martin Herkommer (Ororatech) Einblicke in soziale und nachhaltige Projekte ihrer Unternehmen. Alle Teilnehmenden zeigten im Gespräch auf, wie in ihren jeweiligen Projekten Brücken zwischen den drei Dimensionen von Nachhaltigkeit (sozial, ökologisch und ökonomisch) hergestellt und auf unterschiedliche Arten erfolgreich in Geschäftsmodelle integriert werden können. Durch ausführliche Einbindung des Publikums in die Diskussionen wurde konstruktiver Austausch angeregt und neue Impulse für alle Anwesenden gesetzt.
Besonders herausragend war auch in diesem Jahr wieder die Beteiligung einer studentischen Gruppe der Université du Québec à Montréal, die im Rahmen eines Hauptseminars des Lehrstuhls für Interkulturelle Kommunikation zu „Intercultural Entrepreneurship“ eine Woche lang in Passau ist, um mit deutschen Studierenden eigene unternehmerische Projekte in interkulturellen Teams zu entwickeln. Die Fragen und Erfahrungen der Québecer Studierenden stellten eine wahre Bereicherung für das Forum dar und erlaubten einen noch intensiveren interkulturellen Austausch während der Veranstaltung. Die Studierenden erhielten auch Anregungen für ihre eigenen Gründungsprojekte, die sie dann bravourös am Entrepreneurship Day der Universität am 22. Mai vorstellten.
Ein zentrales Ergebnis der Veranstaltung war die übergreifende Erkenntnis, dass sowohl in Bayern als auch in Québec vor allem humanistische Werte, das bedeutet Achtung vor Mensch, Natur und Mitwelt, eine unverzichtbare Grundlage für nachhaltiges Handeln bilden. Gesellschaftliche Verantwortung, der bewusste Umgang mit Ressourcen und miteinander, sowie der kluge Einsatz von Technologie zur Erreichung ökologischer und sozialer Ziele waren wiederkehrende Leitmotive in allen Beiträgen. In der Perspektive Québecs wurde deutlich, dass Nachhaltigkeit dort tief mit der kulturellen, sozialen und geografischen Identität der Provinz verwoben ist. Besonders der historische und Umweltkontext bedingen dabei den Umgang mit den natürlichen Ressourcen, das Miteinander und das Nachhaltigkeitsverständnis. Die Beiträge aus Bayern betonten besonders die Rolle von Technologie und Forschung als treibende Kräfte für eine nachhaltige Entwicklung. Ziel ist es dabei Wirtschaft, Gesellschaft und Nachhaltigkeit Hand in Hand zu denken – moderne Zukunftstechnologien und praxisnahe Innovationsforschung sind hierbei von besonderer Bedeutung.
Die Veranstaltung erwies sich als großer Erfolg: Der Austausch zwischen unterschiedlichen Disziplinen und Kulturen eröffnete neue Perspektiven, Denkanstöße und konkrete Kooperationsansätze. Viele Teilnehmende gewannen nicht nur neues Wissen, sondern stellten auch eigene Überzeugungen infrage und reflektierten bestehende Denkmodelle. So wurden neben diversen Zusammenhängen einzelner Themen auch Spannungsfelder und Paradoxien sichtbar, die in der Debatte um Nachhaltigkeit oft unter der Oberfläche bleiben. Gleichzeitig vermittelte das Forum eine ermutigende Botschaft: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, aktiv zu werden und Veränderungen zu gestalten. In einer Zeit multipler Krisen wurde deutlich, dass Resignation keine Option ist – im Gegenteil. Wie die Unternehmerin Maria Julia Guimaraes treffend formulierte: „A world of crisis is a world of opportunities.“ Mit diesen Worten fasste sie den konstruktiven Ansatz der Veranstaltung gut zusammen und sandte ein Signal der Hoffnung an alle Anwesenden.
Wir danken der GKS, der GLS Bank, der AIEQ sowie dem Veranstaltungspool herzlich für die großzügige finanzielle Unterstützung, die maßgeblich zum Erfolg des 3. Québec-Bayern Forums beigetragen hat und den so inspirierenden und grenzüberschreitenden Austausch in diesem Format ermöglicht hat.
Nachhaltigkeit in ihren verschiedenen Dimensionen – ökologisch, sozial und ökonomisch – ist ein hochaktuelles Thema, das auch durch interkulturelle Perspektiven geprägt wird. Besonders Fragen der sozialen Gerechtigkeit sollten in einer globalisierten Welt verstärkt unter dem Aspekt der Interkulturalität betrachtet werden, etwa im Kontext von Migration. Der gezielte Fokus unserer Veranstaltung auf allen Aspekten von Nachhaltigkeit erlaubt ein ganzheitliches Verständnis der Thematik und wird durch die Gegenüberstellung der kulturspezifischen Perspektiven aus Bayern und Québec weiter bereichert. Im Rahmen des übergreifenden Themenfelds des globalen Wandels trägt das Forum dazu bei, die Dynamiken der heutigen Welt besser zu verstehen, sowie gleichzeitig Gesellschaften, Kulturen und deren Vertreter zu vernetzen und so Verbindungen zu schaffen, die auch über die Veranstaltung hinaus im Feld der Nachhaltigkeit wirken können.
Das abwechslungsreiche Programm ermöglicht das Themenfeld unter Einnahme verschiedener Blickwinkel (Forschung – Lehre – Praxis; Québec - Bayern) zu erschließen und zu diskutieren.
- aktuelle Forschungsergebnisse und Erfahrungen, die Bezug zu Bayern und Québec aufweisen als Impulse reflektieren,
- einen interdisziplinären und interkulturellen Dialog führen, der die Zusammenarbeit zwischen Beteiligten verschiedener Branchen aus Québec und Bayern stärken kann,
- den wissenschaftlichen Dialog und das Netzwerk zwischen verschiedenen Zielgruppen (Studierende, Unternehmen, Wissenschaft, öffentliche Institutionen) fördern.
Für weiterführende Informationen sowie bei Interesse an einer Teilnahme melden Sie sich gerne bei Elisabeth Huber per Mail.